BME: Lieferketten halten Hochwasser stand - gutes Risikomanagement begrenzt Schäden
Trotz Jahrhunderthochwassers in weiten
Teilen Deutschlands sind die Lieferketten der meisten Unternehmen
noch nicht beeinträchtigt. "Nur wenige Einkäufer berichten uns von
Produktionsstörungen. Waren werden weiterhin an die Kunden
ausgeliefert, allerdings kommt es in einigen Krisengebieten zu
Verzögerungen", sagte Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer
des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.
(BME) am Freitag in Frankfurt. Das gelte auch für benötigte
Montageteile. Ein weiteres Manko bestehe bei der Planung und
Durchführung von Geschäftsreisen in einzelnen Hochwasserregionen.
Wichtige Verkehrswege seien weiterhin offen. Dennoch gebe es lokal
begrenzte Behinderungen. So seien Autobahnabschnitte gesperrt und
wichtige Flussrouten wie der Rhein-Main-Donau-Kanal nicht mehr
durchgängig befahrbar.
Die meisten Firmen hätten aus vergangenen Krisen gelernt und ihr
Risikomanagement modifiziert. Dazu gehörten gezielte Maßnahmenpläne,
um bei Naturkatastrophen akute Lieferengpässe vermeiden oder
wenigstens begrenzen zu können. "Die Unternehmen verfügen heute in
der Regel über ausreichende Sicherheitsreserven in ihren Lagern. "Wir
wissen von unseren Mitgliedsunternehmen, dass die Bestände im Schnitt
bis zu fünf Tage ausreichen, um eine reibungslose Produktion zu
gewährleisten", so Hildebrandt weiter.
Die tatsächlichen Auswirkungen der Jahrhundertflut auf den
weiteren Konjunkturverlauf in Deutschland sind zurzeit noch nicht
abzuschätzen. Die Hochwasserschäden dürften aber in die Milliarden
gehen und die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. "Der
Starkregen setzt nicht nur den Hochwasserregionen zu, sondern auch
der Konjunktur. Im zweiten Quartal wird der Wachstumsknoten nicht
platzen", teilte DIHK-Chefvolkswirt Dr. Alexander Schumann, auf
BME-Anfrage in Berlin mit. "Aber so schlimm einzelne Regionen leiden,
flächendeckend ist Deutschland nicht betroffen. Unter dem Strich wird
im zweiten Quartal ein Plus stehen, auch wenn die Konjunktur-Bäume
nicht in den Himmel wachsen", zeigte sich Schumann zuversichtlich.
Der DIHK bleibt derzeit bei seiner Wachstumsprognose von 0,3 Prozent
für das laufende Jahr.
"Vor der Flut hatten wir einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes
im Quartalsvergleich um 0,6 Prozent prognostiziert. Durch die
Witterungseinflüsse ändert sich zwar am Aufschwung nichts. Allerdings
wird dieser leicht abgebremst auf voraussichtlich 0,5 Prozent", sagte
Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank
Hessen-Thüringen, dem BME in Frankfurt. Dies gelte unter der Annahme,
dass die Pegelstände größtenteils ihre Höchststände gesehen haben.
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