Die Gefahr durch Falschfahrer oder Geisterfahrer wird derzeit in den deutschen Medien von ADAC und Co. heruntergespielt
In diesem Monat war eine erschreckend hohe Zahl von Unfalltoten durch Falschfahrer, im Volksmund Geisterfahrer, zu beklagen. Aus diesem traurigen Anlass haben wir uns das Phänomen etwas genauer angesehen. Für uns ist die Zahl von Toten durch diesen Unfalltyp ein Indikator für einen hohen politischen Handlungsbedarf. Wir, das ist das Frankfurter Bureau für Kundensoziologie der automobilen Gesellschaft. Ausgangspunkt unserer Stellungnahme ist die Frage, wie häufig eigentlich Geisterfahrer-Unfälle geschehen. Der Skandal ist: Wir wissen das gar nicht. (ddp direct) Frankfurt am Main, 22.11.2012: In vielen deutschen Medien wurde in den letzten Tagen eine unbewiesene Einzelbehauptung verbreitet: der Unfalltyp des Falschfahrer- oder populärer Geisterfahrerunfalls habe nur einen Anteil von 3 % am Gesamtunfallgeschehen. Außerdem kursiert eine angeblich von der Bundesanstalt für das Straßenwesen veröffentlichte Studie in sechs Bundesländern aus dem Jahre 2006, nach der die Zahl der Geisterfahrerunfälle nur 0,3 % am Gesamtunfallgeschehen ausmache. Am prominentesten: Tagesthemen Moderatorin Caren Miosga in der Sendung von Montag, 19.11.
Woher stammen diese Zahlen von 3% oder gar 0,3 %?
Unsere Recherchen ergaben:
Die Angaben stammen aus einem Blogbeitrag in der Onlineausgabe des Magazins Heise und aus einer ADAC-Broschüre, die vor den Unfällen im November diesen Monats erschienen sind, auf die sich aber bis heute bezogen wird, obwohl durch die Zahl der Unfalltoten alleine in diesem Monat sämtliche Zahlen neu bewertet werden müssten. Das geschieht aber nicht.
Danach seien Tote und Verletzte durch Geisterfahrer keineswegs ein Massenphänomen, wenn man sie in die allgemeine Statistik zu Toten und Verletzten durch Verkehrsunfälle einordnet. Ca. 500 bis 1000 Unfälle durch Geisterfahrer hält ein ADAC-Sprecher für realistisch, er spricht von ca. 3% der Todesfälle, die auf Geisterfahrer zurückzuführen sind. So zynisch dies klingt: Geisterfahrer sind insofern ein Randphänomen, was zeigt, dass die derzeitige Aktivität nach dem Tod der fünf Personen eher einem gewissen Aktionismus geschuldet ist.
Es wird also von Interessenvertretern behauptet, Geisterfahrten seien ein vernachlässigbares Randphänomen des Unfallgeschehens.
Besonders augenfällig ist, dass die Geisterfahrt als unabwendbares Schicksal oder jugendlicher Übermut dargestellt wird. So behauptet z.B. ein Automobilclub-Sprecher des ARCD, dass oftmals "purer Leichtsinn schuld an den Tragödien" sei:
Diese in allen Medien verbreitete unbewiesene Einzelmeinung stützt sich u.a. auf eine Studie der Bundesanstalt für das Straßenwesen (BASt) die aus dem Jahr 2006 stammen soll.
Auf unsere Anfrage hin teilte das Bundesamt für Straßenwesen(BASt) hierzu per E-Mail Folgendes mit:
Sehr geehrter Herr Fuhr,
Zum Thema Falschfahrer laufen derzeit zwei Projekte bei der BASt:
1. Wissenschaftliche Begleitung des Pilotprojekts mit dem Freistaat Bayern:
Auf ausgewählten Autobahnabschnitten wurden Geisterfahrerwarntafeln aufgestellt. Es sollen Eignung und Wirkung verschiedener Komponenten überprüft werden:
- Geisterfahrerwarntafeln alleine
- neue Fahrbahnmarkierungen alleine
- Kombination von Geisterfahrerwarntafeln und neuen Fahrbahnmarkierungen
2. Untersuchung zu Falschfahrten auf Autobahnen:
Wie kommt es zu den Falschfahrmeldungen?
Wie viele Falschfahrten finden tatsächlich statt?
Was sind die Ursachen/Begleitumstände?
Beide Projekte laufen zurzeit, Ergebnisse liegen also derzeitig noch nicht vor.
Im Jahr 2006 wurde in sechs Bundesländern eine rein statistische Erhebung über das Ausmaß von Falschfahrten gemacht. Diese hat gezeigt, dass 0,3 Prozent der Unfälle mit Personenschaden auf Autobahnen durch Falschfahrer verursacht wurden. Einen Bericht gibt es hierzu nicht. Die Daten sind die Grundlage für die Untersuchungen, die zurzeit laufen.
Mit freundlichem Gruß
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