Innovatives Heizsystem für Verkehrsoberleitungen der FH St.
Pölten im Auftrag der Salzburg AG wappnet Oberleitungsbusse
gegen Eis St. Pölten, 5. August 2010 - Oberleitungsbusse rollen in Zukunft
auch bei
eisigen Temperaturen zuverlässig durch die Stadt, anstatt auf
der Strecke
liegen zu bleiben - dank eines neuen vollautomatischen
Heizsystems für
Verkehrsoberleitungen. Dieses basiert auf ausgeklügelter
Software und
Hardware und ist besonders energieeffizient. Entwickelt wurde
das System -
das auch im Sommer Vorteile bietet - von der Fachhochschule
St. Pölten im
Auftrag der Salzburg AG. Dieses Jahr werden die ersten Module
des
innovativen Heizsystems in der Stadt Salzburg im laufenden
Betrieb getestet.
Es ergeben sich hiermit neue Potentiale, die umweltfreundlichen
Oberleitungsbusse gegenüber anderen Verkehrsmitteln weltweit
konkurrenzfähiger zu machen.
Weder klassischer Bus noch Bahn - sondern eine
umweltfreundliche wie
flexible Alternative, um Menschen in einer Stadt von A nach B zu
bringen:
der Oberleitungsbus, der seinen Fahrstrom von elektrischen
Oberleitungen
bezieht, und auch gerne O-Bus oder Trolleybus genannt wird.
Dieser zählt
keineswegs "zum alten Eisen", sondern ist weltweit viel
unterwegs: In 50
unterschiedlichen Ländern, von Österreich über die USA bis hin
zu China, in
339 verschiedenen Städten weltweit. Viele Netze werden dabei
ausgebaut oder
sogar neu erstellt, wie z. B. vor Kurzem in Rom.
Gekoppelt mit der weltweiten Nachfrage besteht auch der
Anspruch die
umweltschonenden Trolleybusse in Zukunft flotter zu machen -
sowohl aus
optischer als auch technischer Sicht. Gerade bei der O-Bus-
Technik kämpfte
man bislang jedoch mit einem Problem: Die Oberleitungen
gehen bei
winterlichen Temperaturen manchmal k.o. - die Busse bleiben
dann einfach auf
der Strecke liegen. Dieses Problems haben sich nun Studenten
der
Fachhochschule St. Pölten im Auftrag der Salzburg AG
angenommen und im Zuge
eines studiengangübergreifenden Forschungsprojekts einen
innovativen
Lösungsansatz gefunden: In Zukunft soll der Stadt Salzburg eine
vollautomatisierte Technologie zur Verfügung stehen, die eine
energie- und
kosteneffiziente Beheizung der Oberleitungen während des
winterlichen
Fahrbetriebes ermöglicht. Damit macht die neue Technologie
die O-Busse fit
für alle Jahreszeiten und auch konkurrenzfähiger gegenüber
anderen
Verkehrsmitteln.
SOFTWARE HEIZT EIN
Das genaue technische Setting beschreibt Projektmitarbeiter
David Hahn, BSc
vom Studiengang Industrial Simulation der FH St. Pölten: "Die
effizienteste
Möglichkeit große O-Bus-Netze zu enteisen, besteht in der
elektrischen
Enteisung durch die Erzeugung eines Kurzschlusses. Dies ist
jedoch nur in
der Nacht möglich, da der Kurzschluss ansonsten ja die
gesamte Busflotte
lahm legen würde. Zudem bedarf diese Methode viel Energie
und beansprucht
die Infrastruktur in hohem Maße. Die nun neu entwickelte
vollautomatische
Technologie bietet viel innovativere Möglichkeiten und beruht
auf zwei
Kernelementen: Ein Element ist das Heizsystem an sich, das
eine Beheizung
mit regelbarem Heizstrom während des Fahrbetriebs ermöglicht.
Das andere
Element ist eine intelligente Steuerungssoftware, die dieses
Heizsystem
regelt."
Die Steuerungssoftware bildet die Zentrale, die alles managt.
Diese wertet
aktuelle Wetterdaten wie Außentemperatur und
Windgeschwindigkeit aus und
kombiniert diese mit Daten über den zu beheizenden
Leitungsabschnitt wie z.
B. der Leitungslänge. Aus diesen Faktoren errechnet die
Software
vollautomatisiert die benötigte Heizleistung und -dauer. Die
Ergebnisse
werden schließlich an das Steuersystem der Heizanlage
weitergegeben. Diese
beheizt aufgrund der Daten einzelne Leitungsabschnitte, denen
eine Vereisung
droht, individuell und kontrolliert. Dabei ist das Ausmaß der
Erwärmung des
Oberleitungs-Kupferdrahtes mit einem Zustand vergleichbar, in
dem ein Bus
ständig fahren würde. Die Vorteile des innovativen Enteisung-
Systems: Es ist
untertags nutzbar, energieeffizient und bedarf aufgrund der
vollautomatischen Anwendung kaum zusätzlichen Personals
oder Service. Zudem
bietet es auch ein add-on für heiße Sommer - denn den
Oberleitungen setzt
nicht nur Eis, sondern auch übermäßige Hitze zu und lässt die
Fahrdrähte
durchhängen.
Für solche Fälle bietet die Software ein Frühwarnsystem um
gegebenenfalls
Gefahren frühzeitig zu erkennen.
HITZIGER VORSPRUNG
Die neue Heizungstechnologie für Busoberleitungen besteht
aus mehreren
Modulen, wovon noch in diesem Jahr die ersten im Einsatz
getestet werden,
wie Andreas Randacher, Leiter des Elektroservices des
Bereichs Verkehr der
Salzburg AG, erläutert: "In Salzburg haben wir ein O-Bus-System
mit einer
Länge von ca. 160 Kilometern. Dieses ist allgemein gut
akzeptiert, da O
Busse in Bezug auf die Verkehrsemissionen konkurrenzlos sind
und
vergleichsweise auch sehr leise fahren. Mit dem neuen
Heizsystem haben wir
zudem nun noch einen technologischen Vorsprung gegenüber
anderen
O-Bus-Systemen. Die Vorbereitungen laufen bereits auf
Hochtouren. Noch heuer
werden wir den Testbetrieb auf einer O-Bus-Strecke aufnehmen
und für
nächstes Jahr ist der Einsatz bereits auf mehreren Strecken
geplant."
Das innovative Verkehrsleitungs-Heizsystem ist für alle
größeren
Verkehrssysteme optimal einsetzbar und bleibt dabei
keineswegs nur auf
O-Busse beschränkt. Denn auch bei Zügen, die mit Gleichstrom
fahren, könnte
dieses System in Zukunft angewendet werden. Ebenso
untersucht Andreas
Randacher von der Salzburg AG, der selbst an der FH St. Pölten
berufsbegleitend Eisenbahn-Infrastrukturtechnik studiert, weitere
Möglichkeiten der Enteisung, die beispielsweise für kleinere
Verkehrsbetriebe ideal wären. Damit leisten die
Forschungsarbeiten der FH
St. Pölten einen wesentlichen Beitrag, um in eisigen Zeiten für
jedes
Verkehrssystem die optimale Lösung zu finden - denn frieren
soll in Zukunft
keine Oberleitung mehr.
Kontakt FH St. Pölten:
David Hahn, BSc
Fachhochschule St. Pölten
Studiengang Industrial Simulation
Matthias Corvinus-Str. 15
3100 St. Pölten
E cs071005@fhstp.ac.at
W http://www.fhstp.ac.at
Kontakt Salzburg AG:
Andreas Randacher
Salzburg AG
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5020 Salzburg
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