Besser durch den Verkehr mit intelligenten Prognosen: Neue Software des Hasso-Plattner-Instituts hilft bei Kosten- und CO2-Einsparung (FOTO)
Forscher des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) haben ein System für
Logistikunternehmen entwickelt, das erstmals interne Informationen
mit verkehrsrelevanten Daten aus dem Internet verknüpft - in
Echtzeit. Mit der Lösung von Dr. Anne Baumgraß, Andreas Meyer und
Marian Pufahl können Daten nicht nur unmittelbar verarbeitet, sondern
auch zur Vorhersage von Ereignissen genutzt werden. Die drei
Potsdamer Wissenschaftler aus dem HPI-Fachgebiet Business Process
Technology bereiten aktuell die Gründung eines eigenen Unternehmens
vor.
Grundlage für das System sind moderne Complex Event
Processing-Technologien (CEP), welche die aktuellsten, sich ständig
verändernden Informationen aus dem Unternehmen sowie aus dem Internet
zusammenführen und blitzschnell auswerten. Die Planer erfahren zum
Beispiel sofort, ob und wie lange sich ein LKW in einem Stau befindet
und in welchem Maß sich dadurch der ganze Transportweg verzögert.
"Eines der bislang größten Probleme ist, dass bestehende Systeme erst
dann Auskunft über Verspätungen geben, wenn diese bereits eingetreten
sind, LKWs also im Stau stehen", erklärt Dr. Anne Baumgraß.
Ihr System hingegen ermöglicht es sogar, eine Verkehrsstörung zu
prognostizieren, bevor diese tatsächlich eintritt: "Im Verkehr wirken
oftmals viele Variablen zusammen. Wir sind beispielsweise mit Blick
auf den Eurotunnel zwischen Frankreich und England mittlerweile in
der Lage, von hohen Windstärken aus zu schlussfolgern, ob Fähren
ausfallen und dadurch mit Staus im Tunnel zu rechnen ist. Dadurch
können Routen frühzeitig optimiert werden", so Andreas Meyer.
Witterungsverhältnisse, Straßensperrungen, Demonstrationen,
verzögerte Be- und Entladezeiten sowie selbst schlecht
funktionierende Kräne am Hafen stellen keine unerwarteten Hindernisse
mehr dar, sondern können präzise eingeplant werden.
Geringere Kosten, weniger CO2
Die jungen HPI-Forscher reagieren damit auf immer globalere
Lieferketten, die den häufigen Wechsel zwischen verschiedenen
Verkehrsmitteln mit sich bringen. Das steigert die Zahl von
Unterbrechungen auf den Transportwegen. Marian Pufahl sieht hier
klare Vorteile der neuen Lösung aus Potsdam: "Bisher kann es leicht
passieren, dass ein Planer in den Niederlanden nichts von
Verzögerungen mitbekommt, die in Spanien verursacht wurden. Unsere
Plattform ermöglicht es unter anderem, dass die Kommunikation
zwischen den vielen Schnittstellen erleichtert wird".
Mithilfe der effizienteren Planung von Transportstrecken sind
finanzielle Schäden leichter zu abzuwenden. Bei Verkehrsstörungen
können sich diese laut Studien im Extremfall mitunter auf mehr als 50
Millionen Euro belaufen. Zudem ist durch die intelligente Vermeidung
von Leerfahrten und Unterbrechungen auch mit gravierenden
CO2-Einsparungen zu rechnen.
Entstanden ist die Idee im Rahmen der Forschung am HPI-Fachgebiet
von Prof. Mathias Weske für das EU-Projekt "GET Service" (Green
European Transportation). Es fördert die Entwicklung effizienterer,
CO2-optimierter Transporte. Mit dem Projekt haben die drei
Nachwuchswissenschaftler in diesem Jahr bereits erfolgreich am
Brandenburger Senior Coaching Service Wettbewerb (Sonderpreis) sowie
am Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg (3. Platz)
teilgenommen. Die Logistikbranche hat das Potenzial bereits erkannt:
Ab 1. Oktober 2015 startet ein Pilotprojekt mit einem
Transportunternehmen. Im Herbst 2016 soll die Plattform dann
international unter dem Namen "Synfioo" an den Markt gehen.
Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut
Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH
(https://hpi.de) an der Universität Potsdam ist Deutschlands
universitäres Exzellenz-Zentrum für IT-Systems Engineering. Als
einziges Universitäts-Institut in Deutschland bietet es den Bachelor-
und Master-Studiengang "IT-Systems Engineering" an - ein besonders
praxisnahes und ingenieurwissenschaftliches Informatik-Studium, das
von derzeit 480 Studenten genutzt wird. Die HPI School of Design
Thinking, Europas erste Innovationsschule für Studenten nach dem
Vorbild der Stanforder d.school, bietet jährlich 240 Plätze für ein
Zusatzstudium an. Insgesamt elf HPI-Professoren und über 50 weitere
Gastprofessoren, Lehrbeauftragte und Dozenten sind am Institut tätig.
Es betreibt exzellente universitäre Forschung - in seinen zehn
Fachgebieten des IT-Systems Engineering, aber auch in der HPI
Research School für Doktoranden mit ihren Forschungsaußenstellen in
Kapstadt, Haifa und Nanjing. Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung
sind die Grundlagen und Anwendungen großer, hoch komplexer und
vernetzter IT-Systeme. Hinzu kommt das Entwickeln und Erforschen
nutzerorientierter Innovationen für alle Lebensbereiche. Das HPI
kommt bei den CHE-Hochschulrankings stets auf Spitzenplätze. Mit
openHPI.de bietet das Institut seit September 2012 ein interaktives
Internet-Bildungsnetzwerk an, das jedem offen steht.
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