Projektkonsortium präsentiert neue Inspektionstechnologien zur Erhöhung der Containersicherheit im Seehafenterminal
(PresseBox) - Am Ende der auf über drei Jahre angelegten Projektlaufzeit kann das Konsortium des Forschungsvorhabens ECSIT, das durch den Bremer Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen initiiert und durch das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik in Bremerhaven koordiniert wurde, den erfolgreichen Abschluss vermelden. Vor rund 120 geladenen Teilnehmern wurden am 31. Oktober 2013 auf dem Gelände des Containerterminals in Bremerhaven neue Inspektionsprozesse und -technologien für Container zur Erhöhung der Sicherheit im Seehafenterminal vorgestellt. Gastgeber war der Terminalbetreiber EUROGATE, der ebenfalls an dem Projekt beteiligt war. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen unter anderem eine Vorführung des Gesamtsystems am Beispiel des Containerterminals in Bremerhaven sowie eine Live-Demonstration von einzelnen Komponenten zur Inspektion von Seecontainern. Im Außenbereich konnten sich die Gäste an den Stationen "Basisscan", "3D-Röntgen", "Nuklididentifikation", "Informationssystem" und "Visualisierung" ein Bild von zukünftigen Maßnahmen zur Identifizierung von gefährlichen Containern machen. Aufgrund der gestiegenen globalen Bedrohung durch Terrorismus und organisierten Kriminalität einerseits und des starken Wachstums des weltweiten Warenverkehrs andererseits ist der Bedarf an Sicherheitslösungen in der Supply Chain stark angewachsen. Terroranschläge mittels radioaktiver Stoffe in einem Seefrachtcontainer würden die Warenkette empfindlich treffen und hätten bei der Explosion oder der Freisetzung hochtoxischer Stoffe verheerende Folgen. Um diesem Fall zuvor zu kommen, müssen solche Anschläge genauso wirksam verhindert werden wie der Schmuggel von gefährlichen Stoffen und Gütern oder Waffen. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt ECSIT (Erhöhung der Containersicherheit durch berührungslose Inspektion im Hafenterminal) aus dem nationalen Sicherheitsforschungsprogramm beschäftigte sich seit September 2010 mit der Fragestellung, wie neuartige Inspektionstechnologien zu einer Erhöhung der Sicherheit von Containern führen können und wie diese in ein übergreifendes Konzept einzubinden sind, ohne die Sicherheit und Performance des Hafenterminals zu beeinträchtigen. Ein Hintergrund des Vorhabens war dabei auch die Untersuchung der Auswirkungen einer möglichen Umsetzung der vom US-amerikanischen Kongress verabschiedeten House Resolution No.1, die allgemein als 100% Scanning-Gesetz bezeichnet wird. Seitens der US-Behörden gibt es bislang nur wenige Informationen zu diesem Gesetz, das eine Röntgen- und Radioaktivitätsuntersuchung für alle Container vorschreibt. Nach derzeitigem Stand muss aber ab Sommer 2014 davon ausgegangen werden, dass keine Container mehr Richtung der USA exportiert werden dürfen, die nicht zuvor im Abgangshafen gescannt worden sind. Dies wiederum bedeutet eine massive Aufstockung der bereits in den Häfen vorhandenen Kapazitäten zur Überprüfung der Seefracht. Mengenszenarien im Rahmen von ECSIT gehen allein für die Amerikaverkehre des Containerterminals in Bremerhaven an starken Tagen von täglich über 1.200 Boxen aus.
Die rege Beteiligung an der Abschlussveranstaltung des Forschungsprojektes verdeutlichte das große Interesse der Branche, aber auch der Öffentlichkeit, an dem Thema. Nach Grußworten von Staatsrat a.D. Gunther Bonz vom Gastgeber EUROGATE sowie Eckhart Curtius vom Bundesministerium für Bildung und Forschung erläuterten Renate Bartholomäus-Lüthge, Senatsrätin beim Bremer Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, sowie Prof. Dr. Frank Arendt, Direktor des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik, zunächst die Motivation und Relevanz von ECSIT. Insbesondere die Einbeziehung von allen Beteiligten und Zuständigkeiten innerhalb der maritimen Logistikketten sei erforderlich, um sicherheitsrelevante Fragestellungen erfolgreich beantworten und mögliche neue Technologien ohne Beeinträchtigung des Betriebs in die bestehenden Prozesse implementieren zu können. Im Anschluss wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen der Thematik, die der Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Bremen untersuchte, aufgezeigt. Die Rechtslage spielt eine wichtige Rolle, beispielsweise ist bislang noch völlig unklar, ob Bund, das Land Bremen oder private Anbieter das Container-Scanning anbieten und finanzieren oder welche Daten erhoben und ausgewertet werden müssen. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung konnten sich die Teilnehmer dann von dem in ECSIT entwickelten Gesamtkonzept am Beispiel des Containerterminals Bremerhaven überzeugen lassen. Zunächst wurden mögliche Standorte der einzelnen Scananlagen für LKW und Bahn an den Einfahrten zum Terminal sowie innerhalb des Umschlagsbereichs skizziert. Dabei gilt es insbesondere die Anforderungen der Terminalbetreiber zu beachten. Beispielsweise dürfen die Abläufe durch das zusätzliche Scanning nicht beeinträchtigt werden. Auch sollte es ein limitiertes Zeitfenster von maximal einer Stunde zur Auswertung der Bilder geben und es muss ein Gefahrenmanagement im Alarmfall etabliert werden. Ferner stellte das Projektkonsortium die Scananlagen und den Inspektionsvorgang im Einzelnen vor. Zunächst werden Container Richtung USA in von der Smiths Heimann GmbH entwickelten Basisscan-Anlagen zweidimensional geröntgt und gleichzeitig wird die Radioaktivität gemessen. Sollte ein bestimmter Grenzwert überschritten sein, wird der Container sofort auf eigens vorgesehene Abstellflächen transportiert und Alarm ausgelöst. Sollte die Radioaktivität aber unterhalb eines bestimmten Grenzwertes liegen - beispielsweise gibt es natürlich vorkommende Radionuklide in Keramikartikeln oder Dünger - kann der Container einer genaueren Analyse, einer sogenannten Nuklididentifikation, unterzogen werden. Falls der zweidimensionale Röntgenscan dann noch Zweifel hinterlässt, sieht das Konzept einen von den Fraunhofer Instituten EMI und EZRT speziell entwickelten dreidimensionalen Röntgenscan vor, der eine detailliertere Abbildung und Prüfung besonders kritischer Bereiche ermöglicht. Ferner wurde von den Projektpartnern SAP AG und dbh Logistics IT AG ein begleitendes Informationssystem entwickelt, welches die Zusammenarbeit der Beteiligten an der Transportkette innerhalb und außerhalb des Hafens wie US-Behörden, Hafenbehörde, Zoll oder Polizei und Feuerwehr mit Fokus auf das Container-Scanning unterstützt. Dabei wird über diesen sogenannten Logistics Collaboration Hub das existierende Port Community System der Bremischen Häfen, die Bremer Hafentelematik, mit den Scanstationen des Terminals und mit den US-Behörden vernetzt, um die sicherheitsrelevanten Informationen auszutauschen. Zuletzt steuerte das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik noch eine webbasierte Oberfläche bei, die die in ECSIT entwickelten Prüfprozesse interaktiv visualisiert. Am Nachmittag konnten sich die Teilnehmer in Bremerhaven dann selbst ein Bild von den verschiedenen Inspektionstechnologien im Außenbereich des Terminals machen. Dazu hatte das Konsortium die in ECSIT konstruierten Demonstratoren auf dem Gelände des EUROGATE-Terminals aufgebaut, um die genaue Funktionsweise des Basisscanners, der 3D-Röntgenanlage, der Radioaktivitätsmessung bzw. Nuklididentifikation sowie des begleitenden Informationssystems und der Visualisierung zu demonstrieren. Zum Abschluss wurde eine Kosten- und Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, die von der Steria Mummert Consulting AG durchgeführt wurde, vorgestellt. Demnach lassen sich die Gesamtkosten für die Errichtung einer vollständigen Inspektionsinfrastruktur auf dem Containerterminal Bremerhaven auf rund 35 Millionen Euro beziffern. Zum Ende der Veranstaltung ermöglichte eine Podiumsdiskussion den Teilnehmern, die erarbeiteten Ergebnisse von ECSIT zu reflektieren und Auswirkungen der neuen Terminalprozesse und Sicherheitsanforderungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Bremischen Häfen zu diskutieren. Zwar war die praktische Umsetzung der Anforderungen des 100% Scanning-Gesetzes nicht Ziel des Projektes, dennoch liefert ECSIT nach nur dreieinhalb Jahren ein geschlossenes Konzept und weitreichende Ansätze zur geforderten Erhöhung der Sicherheit von Exportcontainern in deutschen und europäischen Seehäfen. Dazu wurden nicht nur Demonstratoren der Hard- und Softwaresysteme entwickelt, sondern insbesondere auch die Interessen von allen in der Transportkette beteiligten Akteuren, wie beispielsweise Terminalbetreiber und Reeder, gewahrt, womit ECSIT auch einen Beitrag zur Unterstützung der Bremischen Hafenwirtschaft leistet.
Das ISL - Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik wurde 1954 in Bremen gegründet und ist heute eines der europaweit führenden Institute für maritime Forschung, Beratung und Know-how Transfer. Unsere Mitarbeiter bearbeiten an den Standorten Bremen und Bremerhaven in interdisziplinären Teams Projekte aus der ganzen Welt. In den Bereichen logistische Systeme, maritime Wirtschaft und Verkehr sowie Informationslogistik entwickelt das ISL innovativen Ideen und erarbeitet praxistaugliche Lösungen.
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Das ISL - Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik wurde 1954 in Bremen gegründet und ist heute eines der europaweit führenden Institute für maritime Forschung, Beratung und Know-how Transfer. Unsere Mitarbeiter bearbeiten an den Standorten Bremen und Bremerhaven in interdisziplinären Teams Projekte aus der ganzen Welt. In den Bereichen logistische Systeme, maritime Wirtschaft und Verkehr sowie Informationslogistik entwickelt das ISL innovativen Ideen und erarbeitet praxistaugliche Lösungen.
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