(ots) - Der seit knapp vier Wochen anhaltende Streik der Schleusenwärter beeinträchtigt die Binnenschifffahrt und zerrt an den Logistikketten. "Die betroffenen Reedereien schreiben schon jetzt Verluste in Millionenhöhe. Auf die Verlader kommen durch verzögerte Aus- und Anlieferungen von Material und Rohstoffen, verpasste Seehafen-Anschlussverkehre und kostspieliges Ausweichen auf andere Transportmittel erhebliche Zusatzkosten zu", sagte Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) am Donnerstag in Frankfurt.
Allein in der vergangenen Woche warteten vor den Schleusen im westdeutschen Kanalgebiet mehr als 100 Binnenschiffe auf ihre Weiterfahrt. "Das entspricht in etwa dem Laderaum von 1.500 Lastkraftwagen. Ein Umladen auf alternative Verkehrsträger ist kurzfristig sehr aufwendig. So sind beispielsweise Tankwagen für den Transport von Spezialflüssigkeiten per Bahn oder Lkw seit Jahren extrem knapp", betonte Hildebrandt. Wenn es überhaupt Alternativen gibt, dann nur zu erheblich höheren Preisen. Für viele Verlader bedeute dies Lieferverzug, weitere Kosten durch Zwischenlagerung und Stress mit der Kundschaft.
Da die Sperrung der Schleusen an Main, Neckar, Mosel und Donau anhält und sich zeitweise auch auf Kanäle in Berlin und Brandenburg ausgeweitet hat, könnte es nach BME-Einschätzung bei einigen Unternehmen zu empfindlichen Störungen und gar Ausfällen der Produktion kommen. Die meisten Industriebetriebe verfügen lediglich über Material- und Rohstoffreserven für eine Woche. Viele Lieferketten sind schon jetzt zum Zerreißen gespannt und könnten bei einem länger andauernden Streik reißen.
Hildebrandt: "Die jüngste Transportkrise zeigt erneut, wie wichtig funktionierende Risikomanagement-Systeme sind. Einkauf und Logistik
tragen hierbei die größte Verantwortung." Sie müssten rechtzeitig Maßnahmenpläne für potenzielle Lieferengpässe in ihren Unternehmen verankern, um bei Störungen schnell reagieren zu können.
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