Weltweit einzigartiger Doppelkopfbus: Vorwärts in beide Richtungen / Contrac Cobus: Einmaliges Transportkonzept für den Mont-Saint-Michel in Frankreich / TÜV Rheinland begleitet Zulassungsverfahren
(ots) - Ein Bus ohne "Ende": Der Weltmarktführer für den Bustransport von Passagieren auf Flughäfen Contrac Cobus hat mit Unterstützung von TÜV Rheinland ein weltweit einzigartiges Fahrzeug entwickelt. Der neue Passagierbus kann mit Führerstand an jedem Ende in beiden Fahrtrichtungen vorwärts gefahren werden. Technisch und logistisch gelöst wird damit ein Problem an einer der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Frankreichs: dem Mont-Saint-Michel.
Heute fahren über drei Millionen Besucher jährlich mit dem Auto zur Abtei Mont-Saint-Michel in der Normandie. Doch nur ein schmaler Damm verbindet die etwa einen Kilometer vor der Küste liegende kleine Insel mit dem Festland. Der Individualverkehr soll künftig komplett auf dem Festland bleiben und die Besucher dann mit Bussen zur Insel gelangen. Da aber aufgrund des Platzmangels kein Wendehammer vorhanden ist, können die Fahrzeuge nicht drehen.
Contrac Cobus hatte die rettende Idee: Ein Führerstand an jedem Ende - der auf beiden Seiten voll funktionsfähig ist, weshalb das Fahrzeug nicht drehen muss. Dipl.-Ing. Gunnar Pflug, Verkehrssicherheitsexperte bei TÜV Rheinland: "Das Design musste genau im Spiegelbild angelegt werden. Dafür galt es, etliche neue Lösungen zu finden, die nicht nur funktionell und zuverlässig, sondern auch sicher sind - und natürlich auf öffentlichen Straßen erlaubt." Für sämtliche technischen Raffinessen erarbeiteten die Konstrukteure die erforderlichen Unterlagen für die Typzulassung. "Ein Zweirichtungsbetrieb klingt erst einmal relativ banal, ist aber weltweit einmalig", so Rüdiger Hömberg, Projektleiter bei Contrac Cobus. Ohne TÜV Rheinland, der für die Sicherheit des Fahrzeuges die erforderliche Dokumentation betreute und den Behörden zur Verfügung stellte, wäre dies nicht möglich gewesen.
Weil die Fahrzeuge auch über öffentliche Straßen fahren, muss für
alle Verkehrsteilnehmer erkennbar sein, in welche Richtung die Busse gerade fahren. So kam es, dass die Heckreflektoren - eigentlich preiswerte Bauteile - zu den teuersten mutierten: Bei Fahrtrichtungswechseln werden sie "versenkt" und irritieren andere Verkehrsteilnehmer nicht. Dies gilt auch für die Scheinwerfer. Sogar die Außenspiegel sind entsprechend anlegbar. "Sie würden ansonsten zu regelrechten Angelhaken für Fußgänger", meint Rüdiger Hömberg. Der Clou aber sind die Wendegetriebe, die die Drehrichtung des Automatikgetriebes umkehren. Dies ermöglicht es, in beide Fahrtrichtungen mit der gleichen Geschwindigkeit zu fahren, maximal mit Tempo 50. ABS und andere Anlagen funktionieren ohne jede Einschränkung ebenfalls in beide Richtungen - immer nach vorn.
Die Busflotte - insgesamt sind acht Fahrzeuge geplant - hat inzwischen eine entsprechende Sondergenehmigung für die Straßenzulassung erhalten. Jeweils 90 Passagiere werden Platz haben. Betrieben werden die Fahrzeuge von der Veolia Transport Mont-Saint-Michel. "Der Prüfungsprozess für die Typzulassung - Homologation genannt - hat über ein Jahr gedauert. Die Zulassung erforderte eine Abstimmung mit den beteiligten Behörden in Frankreich sowie den Herstellern der Einzelkomponenten wie Chassis, Fahrwerk und Technik", berichtet TÜV Rheinland-Experte Gunnar Pflug.
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