(ots) - Um den Flughafen Leipzig/Halle herum boomt das Logistikgeschäft. Allein das Luftfrachtdrehkreuz von DHL, das BMW Werk mit seinen zahlreichen Zulieferfirmen, das Porsche-Werk, der Versandhändler Amazon und der Flughafen selbst, beschäftigen viele Tausend Frauen und Männer. Ein Drittel von ihnen komme aus Sachsen-Anhalt, sagt Torsten Oertel, Geschäftsführer der PUUL GmbH Leipzig. Sie zählt zu den regional führenden Dienstleistern für die Suche und Auswahl von Fach- und Führungskräften. So kommen beispielsweise von den derzeit 3.400 DHL-Beschäftigten 1.100 aus Sachsen-Anhalt. Das Netzwerk Logistik Leipzig/Halle will deshalb enger mit der Logistik-Initiative Sachsen-Anhalt zusammen arbeiten.
Vor allem die bei der Gewinnung von Nachwuchskräften in der Logistik-Branche gesammelten Erfahrungen ließen sich auch andernorts anwenden. Darüber sind sich der Geschäftsführer der PUUL GmbH Leipzig, Torsten Oertel, und der Projektmanager des Netzwerks Logistik Leipzig-Halle e.V., Professor Uwe Arnold, einig. Beide verweisen auf Projekte, bei denen die Landesgrenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt längst überschritten wurde. Die erste Job-Börse, die das 2008 gegründete Netzwerk organisierte, fand gemeinsam mit der Arbeitsagentur Halle statt. Die Resonanz war so erfolgversprechend, dass die Arbeitsagentur in Leipzig eine ebensolche Börse durchführte. An beiden Veranstaltungen nahmen jeweils 19 Unternehmen und Bildungsträger teil.
Einen sehr unkonventionellen Weg hat laut Arnold die PUUL GmbH eingeschlagen. Sie zählt seit der Gründung des Netzwerkes zu seinen Mitgliedern. Entstanden ist PUUL vor zehn Jahren im Zusammenhang mit der Rekrutierung von Mitarbeitern für das BMW Werk und seine Zulieferer. Auch für DHL und den Versandhändler Amazon war die PUUL GmbH tätig. "So sind wir seit langem mit Problemen der
Logistik-Branche vertraut", erklärt PUUL-Chef Oertel. Eine besondere Reaktion auf den zunehmenden Fachkräftemangel ist das von ihr entwickelte Projekt "Schnelle Logistik grenzenlos". Es wird im Rahmen des Programms "IdA - Integration durch Austausch" durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie den Europäischen Sozialfonds gefördert. Mit ihm werden junge Erwachsene mit abgeschlossener Berufsausbildung aber ohne Arbeit durch Qualifizierung und Auslandspraktika in den Niederlanden für Logistikjobs in der Region Leipzig/Halle fit gemacht, beschreibt Oertel das Ziel des Vorhabens. Die Kontakte zu Rotterdam seien gesucht worden, weil die Niederlande die Arbeitslosigkeit sehr niedrig halte. begründet Oertel die Auswahl des Partners. Zudem könne auch die mitteldeutsche Logistikregion als Hinterland des größten europäischen Seehafens angesehen werden. Er biete eine außerordentlich große Vielfalt logistischer Möglichkeiten für die Ausbildung, so Oertel. Neben einem siebenwöchigen Englischintensivkurs werden die jungen Leute, die zwischen 18 und 30 Jahre alt sind, von der PUUL GmbH gemeinsam mit Unternehmen des Netzwerkes Logistik Leipzig/Halle auf ein achtwöchiges Praktikum in den Niederlanden vorbereitet. In Firmen in und um den Hafen Rotterdam erhalten die Männer und Frauen aus Halle und Leipzig Einblicke in die Logistik. "Dort können sie erste berufliche Erfahrungen sammeln", beschreibt Oertel einen Nutzen des Auslandsaufenthalts. Nach der Rückkehr aus den Niederlanden, wo die Teilnehmer in Gruppen untergebracht und von einer PUUL-Mitarbeiterin betreut werden, werden sie auch weiterhin begleitet und bei Bewerbungen unterstützt. "Der Erfolg lässt sich sehen", zieht Oertel eine Zwischenbilanz. Bei vielen sei eine deutliche Persönlichkeitsentwicklung zu verzeichnen. 70 Prozent der Teilnehmer an dem internationalen Austauschprojekt hätten Anstellungen gefunden, so Oertel. 127 Teilnehmer haben bisher das Projekt durchlaufen. 77 davon kommen aus Sachsen, aus Leipzig, 50 aus Sachsen-Anhalt, aus Halle. Im Zentrallager der Drogeriemarkt-Kette Rossmann in Landsberg bei Halle und bei DHL am Flughafen Leipzig/Halle haben einige von ihnen Jobs gefunden. Bis Ende 2012, wenn das Projekt ausläuft, sollen 40 weitere zukünftige Logistik-Mitarbeiter diese besondere Form der Ausbildung absolviert haben. Ein anderes Projekt läuft ab jetzt ohne staatliche Förderung weiter. Nach zwei, vom Bundesministerium des Innern geförderten, Probeläufen im Rahmen der "Fachkräfteinitiative Ostdeutsche Zukunftsfelder" kann das Projekt "LOG-iN: Logistik - individuelle Nachwuchsführungskräfteentwicklung" auf eigenen Füßen weiter gehen. Netzwerk-Mitglieder waren an der Entwicklung des Programms beteiligt und finanzieren jetzt die Ausbildung ihrer Mitarbeiter. Dieses ebenfalls von der PUUL GmbH konzipierte Programm richtet sich an Mitarbeiter von Unternehmen aus Sachsen und Sachsen-Anhalt, die Teams mit bis zu 60 Mitarbeitern führen oder führen sollen. "Aufsteiger aus den eigenen Reihen stehen vor besonderen Herausforderungen. Der Rollenwechsel vom Mitarbeiter zur Führungskraft stellt völlig neue Anforderungen an die eigene Tätigkeit und erfordert zusätzlich viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Kollegen", sagt Torsten Oertel. Christian Weiß von der PUUL GmbH, der die Seminar-Teilnehmer als Trainer in Form bringt und das Projekt mitentwickelt hat, beschreibt das zu absolvierende Programm: Die modular aufgebaute Ausbildung bietet ein umfangreiches Programm an, das unmittelbar auf die Erfordernisse des Führungsalltages zugeschnitten ist. In den einzelnen Modulen, die jeweils in einem anderen Netzwerk-Unternehmen stattfinden, beschäftigen sich die Teilnehmer laut Weiß mit den Besonderheiten der Kommunikation, des Führens, der Gesprächsführung und der Motivation von Teams in Logistik-Unternehmen. An den ersten beiden Erprobungs-Durchgängen haben acht bzw. neun künftige Führungskräfte teilgenommen. "Der Mangel an diesen mittleren Führungskräften in der Branche ist enorm", sagt Weiß. Deshalb komme das gemeinsame Angebot von der PUUL GmbH und dem Ländergrenzen übergreifenden Netzwerk in den Unternehmen sehr gut an. Das Netzwerk Logistik Leipzig-Halle e.V. wurde im September 2008 gegründet. Es hat derzeit 105 Mitglieder. Sie beschäftigen mehr als 17 000 Beschäftigte. "Unser Netzwerk will auch über die Region hinaus wirken", erklärt Netzwerk-Manager Prof. Uwe Arnold. "Wir arbeiten zum Beispiel eng mit dem Autocluster Ostdeutschland AOCD oder dem Cluster Chemie/Kunststoffe Mitteldeutschland sowie mit zahlreichen Logistik-Initiativen und Netzwerken in ganz Deutschland zusammen", so Arnold. "Auch die Zusammenarbeit mit der Logistik-Initiative des Landes Sachsen-Anhalt würden wir gern ausbauen." Diese Initiative ist die Marketingplattform für den Logistik-Sektor des Landes Sachsen-Anhalt. Sie will die hervorragende Lage des Landes in Europa nutzen und helfen, Sachsen-Anhalt zu einem nationalen und internationalen und europäischen Logistik-Drehkreuz auszubauen. Deshalb vernetzt sie Investoren, produzierende Unternehmen und Verlader sowie Logistik-Dienstleister. Durch die moderne Infrastruktur des Landes stellt sie den notwendigen Rahmen für eine effiziente Logistik. Nach eigenen Angaben vereint die Logistik.Initiative Sachsen-Anhalt alle erforderlichen Perspektiven, um für potentielle Nutzer oder Investoren spezifische Logistiklösungen in Sachsen-Anhalt anzubieten.
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